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Die Kirche des Himmels ist bunt - Impuls zum 30. Sonntag im Jahreskreis

Der November geht aufs Gemüt“! So sagen viele, und sie mögen diesen Monat nicht. Es gibt in diesem Monat so viele Vorboten des eigenen Sterbens: den Gang zum Friedhof, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag, die fallenden Blätter, Nebel, Dunkelheit… Und gerade am ersten Tag des Novembers feiert die Kirche das Fest Allerheiligen. Es ist das „Familienfest“ der Kirche.
allerheiligen2022
Datum:
25. Okt. 2024
Von:
Florian Duczek

Die Kirche des Himmels ist bunt 

Der November geht aufs Gemüt“! So sagen viele, und sie mögen diesen Monat nicht. Es gibt in diesem Monat so viele Vorboten des eigenen Sterbens: den Gang zum Friedhof, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag, die fallenden Blätter, Nebel, Dunkelheit… 

Und gerade am ersten Tag des Novembers feiert die Kirche das Fest Allerheiligen. Es ist das „Familienfest“ der Kirche. Gefeiert werden an diesem Tag alle Heiligen. Sowohl die bekannten und heiliggesprochenen als auch all die Männer und Frauen, die im Verborgenen ihren Glauben gelebt und verteidigt und die christliche Botschaft verkündet haben und nicht offiziell in den Kreis der Heiligen aufgenommen wurden.

Manche kritisieren die Praxis der Heiligsprechung, gerade die außergewöhnlich schnell vorgenommenen: Überschreitet die Kirche hier nicht die Grenzen ihrer Kompetenz, wenn sie von bestimmten Menschen behauptet, dass sie jetzt schon in der Gemeinschaft mit Gott stehen und die „Kirche des Himmels“ bilden? Wie kann sie es wagen, das endgültige Urteil Gottes über das Leben eines Menschen einfach vorwegzunehmen? Umgekehrt zeigen die Biographien der Heiligen aber auch, wie unterschiedlich und vielfältig die Wege sein können, um Jesus Christus nachzufolgen. Diesen Umstand würdigen gerade auch evangelische Christen, wie der seinerzeit bekannte Schweizer Theologe Walter Nigg, der über 60 Bücher über Heilige veröffentlicht hat. 

In der Tat: Heilige sind so verschieden, wie Begabungen und Berufe, Eigenart und Alter, Völker, Kulturen und Geschichte verschieden sein können. Handwerker und Könige, Priester und Staatsmänner, Mütter und Ordensfrauen, alte Leute und Kinder finden wir unter ihnen. Es gibt „große“ und „kleine“ Heilige, bekannte und unbekannte. Die Kirche des Himmels ist bunt. Und Heiligkeit ist kein Programm für eine kleine religiöse Elite. Das Zweite Vatikanische Konzil hat in seiner Lehre über die Kirche von der „allgemeinen Berufung zur Heiligkeit“ gesprochen. Das klingt ein wenig fromm und tugendhaft, bedeutet aber nichts geringeres als eine „Demokratisierung“ der Vorstellung von Heiligkeit: Alle Christen und Christinnen können den Weg der Heiligkeit gehen. Auch Sie und ich! 

Der November als Totenmonat schlägt zwar vielen von uns aufs Gemüt. Der erste November aber, der Allerheiligentag, ist Anlass für Freude und Hoffnung. Er ist ja eine Art Osterfest, stehen doch die Heiligen nach christlicher Überzeugung jetzt schon in Gemeinschaft mit Gott und bilden die „Kirche des Himmels“. Heilige aber fallen nicht vom Himmel, sondern wachsen hier auf der Erde, wenn Menschen wie Sie und ich bereit sind, dem Evangelium ihr ansprechendes und unverwechselbares Gesicht zu geben. 

 


 Pfarrer Dr. Peter Seul, St. Agnes 

Seelsorger in der Pastoralen Einheit Köln-Mitte